Suchtprävention- eine nicht immer einfache elterliche Aufgabe



Mit diesem Thema wurde die Elterninformationsreihe an der Grundschule Bad Füssing- Kirchham fortgesetzt.

Als kompetente Referentin konnte Rektorin Ernestina Hasenberger die Sozialpädagogin Sylvia Seider vom Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung und Prävention am Gesundheitsamt Passau, gewinnen.

Frau Seider erklärte zunächst welche Faktoren zusammentreffen müssen, dass der Mensch sich wohl fühlt: Körper und Psyche, die soziale und natürliche Umwelt sowie unser Konsumverhalten. Danach zeigte sie die schockierenden Statistiken, wonach schon die erste Zigarette zwischen 9 und 11 Jahren geraucht würde.

Über 22 000 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren wurden wegen akutem Alkoholmissbrauch 2016 stationär behandelt, 6-13 jährige schauen täglich 90 Minuten fern und bereits 60% der 8-9 Jährigen sind täglich im Internet. 30% der Kinder sind nicht normalgewichtig.

Aber nicht die harten Drogen sind es, vor denen man Grundschulkinder vorrangig beschützen muss. Kinder sollten ebenso wie Erwachsene alles genießen dürfen, was das Leben schön und angenehm macht. Bedenklich wird es dann, wenn Kinder ohne bestimmte Dinge im Alltag nicht befriedigend leben können. Da ist z.B. Fernsehen, das durch nichts ersetzt werden kann. Kein Ausflug erscheint so verlockend, als dass die geliebte Fernsehsendung versäumt werden darf. Statt mit einem Freund zu spielen, beschäftigen sich die Kinder stundenlang Computer- und Internetspielen. Nur Gegenstände aus der Fernsehreklame können Kinder zu gewünschte Handlungen bewegen. Diese Liste ließe sich um viele Beispiele aus dem Kinderalltag erweitern.

Wie entscheidend die verschiedenen Erziehungsstile für die Suchtprävention seien, erklärte die Sozialpädagogin an konkreten Beispielen: Beim autoritären Erziehungsstil ist die Autorität der Eltern sehr hoch, allerdings werden die Bedürfnisse des Kindes kaum berücksichtigt. Die Eltern greifen in die individuelle Persönlichkeitsbildung ein und drängen das Kind in ihre eigenen Vorstellungen.

Beim autoritativen Erziehungsstil werden sowohl die Bedürfnisse des Kindes, als auch die elterliche Autorität beachtet. Die Eltern greifen nicht in die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes ein und wollen den Eigenwillen des Kindes nicht unterdrücken.

Der überbehüteten Erziehungsstil setzt die elterliche Autorität stark ein, allerdings werden auch die Bedürfnisse des Kindes stark berücksichtigt. Sie Eltern handeln meistens für das Kind und regeln alles, sodass das Kind kaum Eigeninitiative zeigen muss.

Beim vernachlässigende Erziehungsstil wird weder elterliche Autorität eingesetzt, noch werden die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt. Die Eltern übernehmen keine Verantwortung für ihr Kind und entziehen sich stark der Rolle des Erziehers. Des Weiteren interessiert sie das Leben und das Handeln des Kindes wenig.

Am förderlichsten für die Vorbeugung von Suchtverhalten sei der autoritative Erziehungsstil, wo die Kinder ihre Persönlichkeit, Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein, Erlebnisfähigkeit und Konfliktfähigkeit entwickeln können.

Kinder, die durch viele Regeln eingeengt werden, oder solche, die keine festen Regeln erfahren, sind eher gefährdet, sich aus Unsicherheit Befriedigung zu verschaffen oder sich selbst als Handelnde erfahren zu können, indem sie Verbote übertreten. Wenn Kinder an Entscheidungen beteiligt werden, die Regeln hinterfragen dürfen und deren eigene Regeln anerkannt und eingehalten werden, entwickeln sie in der Regel die Ich-Stärke, die sie unabhängig von Suchtmitteln aller Art macht.

Kinder, die beteiligt werden, ihren Alltag mitzugestalten, benötigen weniger Ersatzdrogen aller Art. Sie fühlen sich in ihrer eigenen Haut wohl.

Wie besondere Belastungen und Konflikte erlebt werden, spielt bei der Suchtvorbeugung ebenfalls eine Rolle. Können Kinder am Vorbild Erwachsener sehen, dass auch schwierige Situationen gemeistert werden können, dass Konflikte ausgetragen und gelöst werden, dass es immer einen Weg gibt? Durch die Begleitung in ihren kleinen Konflikten und Streitigkeiten mit Freunden oder die Auseinandersetzung mit Eltern und Lehrkräften erfahren sie ihre eigenen Stärken, diese Belastungen aushalten zu können, können Konfliktlösungsstrategien entwickeln und die Bewältigung als eigene Leistung erleben.

Kinder brauchen glaubwürdige Vorbilder. Was leben wir den Kindern vor, wie machen wir sie stark in ihren kleinen und großen Belastungen? Erfahren sie die Akzeptanz ihrer Person, auch wenn sie nicht immer so sind, wie wir es von ihnen erwarten? Klären wir unsere eigenen Angelegenheiten, z.B. den Konflikt mit Eltern oder der Kollegin, oder verdrängen wir dieses? Kinder sind kompetent genug, um ihre eigenen Angelegenheiten selbst zu regeln. Sie benötigen höchstens Unterstützung in Form einer Moderation. Wenn Kinder streiten, brauchen sich Eltern nicht einzumischen, die Person des anderen zu achten und sich auch einmal zurücknehmen können, das alles muss gelernt werden.

Man war sich nach einer Fragerrunde einig, dass die Suchtprävention keine leichte Aufgabe sei, aber die Vorbildwirkung von den Erwachsenen eine große Rolle spiele.

Der Elterbeiratsvorsitzende Stefan Haßfurter bedankte sich im Namen der Elternschaft für den informativen Vortrag.

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