Die Natur im Herzen- und in Kinderhänden

Umweltpreis für Grundschule Bad Füssing-Kirchham
Herausragende Projekte seit Jahrzehnte
(Quelle: PNP/Karin Seidl vom 27.03.2019)



Die Natur zu schätzen und sich für sie einzusetzen – das lernen die Mädchen und Buben der Grundschule Bad Füssing-Kirchham schon seit jeher. Für die hervorragende Umweltbildung bekommt die Schule nun einen mit 2500 Euro dotierten Umweltpreis des Landkreises Passau. Darüber freuen sich nicht nur die Kinder (hier mit Nistkästen, die sie gebaut haben), sondern auch der ehemalige Konrektor Georg Angerer (hinten, v.l), Rektorin Ernestine Hasenberger und die Klasslehrerin der Klasse 4a. Den Preis teilt sich die Schule mit der Grundschule Aicha vorm Wald. −Foto: Jörg Schlegel
Aigen am Inn/Kirchham. Georg Angerer hätte es am allerliebsten, wenn sein Name gar nicht erwähnt würde im Laufe dieses Berichts. Wie soll das gehen? Schließlich hat er fast 30 Jahre lang als Umweltbeauftragter an der Grundschule Bad Füssing-Kirchham gewirkt. Unter seiner Federführung sind die Projekte entstanden, für die die Schule nun im Juni den Umweltpreis des Landkreises Passau bekommt. Für die Rektorin Ernestine Hasenberger kommt es nicht in Frage, den Termin ohne ihren langjährigen Konrektor zu machen. "Er muss unbedingt dabei sein", sagt die 56-Jährige, "ohne ihn würden wir diesen Preis nicht bekommen." Angerer hingegen bleibt bescheiden: "Den Preis kriegt die Schule. Nicht ich."
Stimmt ja alles. Es stimmt aber auch, dass es diese Art von Projekten nicht geben würde, hätte er sie mit den Kindern nicht geplant und entwickelt. Die Ideen müssen ja von irgendwem kommen. Und dieser irgendwer ist eben Georg Angerer gewesen. Mag schon sein, meint er. Und dann kommt sein Aber: "Ich habe halt auch viel mitgekriegt, wo man was machen müsste. Dadurch, dass ich im Gemeinderat sitze, und dadurch, dass mir Vereine viel zutragen."

Sich für die Natur einzusetzen, ist ihm eine Herzensangelegenheit. Nicht selten ist er damit auch angeeckt. Bei seiner Arbeit im Kirchhamer Gemeinderat – in dem er seit 36 Jahren sitzt – treffen schon mal unterschiedliche Ansichten aufeinander. Dass man sich da hin und wieder mit Landwirten in die Haare kriegt, sei unvermeidlich. Auch wenn die Bauern jetzt zu Unrecht für das Artensterben ihren Kopf hinhalten müssten – das zu betonen, darauf legt er wert. Trotzdem habe er den Eindruck, dass in dem Gremium die Fürsprecher für die Natur weniger würden. Die Kämpfe will er sich in Zukunft nicht mehr antun. "Bei den nächsten Kommunalwahlen kandidiere ich nicht mehr."

Ein freiwilliger Rückzug. Und der zweite, der ansteht. Den ersten hat er heuer im Februar vollzogen. Da hat ihn die Grundschule Bad Füssing-Kirchham als Konrektor verabschiedet. Nach 42 Jahren im Lehrberuf ist Georg Angerer in Pension gegangen. Als das Gespräch auf die Verabschiedung kommt, werden Angerers Augen feucht. Zu viel Aufmerksamkeit widerstrebt ihm sichtlich. Da darf gerätselt werden, wie er denn die Verleihung des Umweltpreises am 6. Juni übersteht.

Den Schutz der Umwelt – den praktiziert er ganz privat auf seinem Sacherl und drei Hektar Streuobstwiese. Weil sich kaum mehr jemand findet, der sie ihm mäht, haben Schafe jetzt das Stutzen übernommen. Und auf diesem kleinen Bereich merkt er ganz deutlich, wie sich die Natur verändert.
"Wenn ich da vor Jahren über die Wiese gelaufen bin, hat es dort nur so gewuselt und geleuchtet, so viele Schmetterlinge tanzten in der Luft. Und wenn ich jetzt drüber streife, kann ich froh sein, wenn ich noch drei oder vier zähle." Wäre ja auch illusorisch zu denken, drei Hektar Streuobstwiese würden die Natur retten.

Drei vielleicht nicht. Aber viele kleine Wiesen. Und noch viel mehr in der Zukunft, wenn die Saat in den nachfolgenden Generationen aufgeht, dass Umweltschutz eine wichtige Aufgabe der Menschheit ist. Daher hat er alles dafür getan, dass bei den Kindern, die er unterrichtet hat, das Herz für die Welt, in der sie leben, schlägt. Zusammen haben sie Biotope angelegt, Sträucher um Weiher gepflanzt, Hecken angelegt, Nistkästen gebaut – für Singvögel, Fledermäuse und Hummeln. Sogar das Anlegen eines Naturlehrpfads geht auf das Konto der Grundschule – angefangen von der Planung der Route, das Gestalten der Schautafeln, der Bau der Tafeln bis zum Aufstellen der Tafeln. "Ganz oft konnten wir auch die Eltern mit ins Boot holen", erzählt der 65-Jährige. Realistischerweise muss er auch sagen, dass vieles ohne das Zutun von Vereinen, Verbänden, außerschulischen Fachleuten, der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Passau, dem Amt für Landwirtschaft und Forsten sowie den Gemeinden Kirchham und Bad Füssing nicht geklappt hätte.

Und ganz nebenbei bemerkt: Bei den Kindern kommt diese praxisnahe Umwelterziehung gut an. "Denen gefällt es super", sagt Angerer. Und Rektorin Hasenberger ergänzt: "Wenn sich Kinder von etwas berühren lassen, gehen sie mit einer riesengroßen Begeisterung darin auf." Die große Kunst sei es, dass sie sich diese Begeisterung fürs spätere Leben bewahren. Dann wäre auch der Aspekt "Nachhaltigkeit" mehr als erfüllt.